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Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.

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Dieser Neujahrstag in der Extremadura begann mit genauso blauem Himmel wie der Silvestertag. Dieses, fast schon unwirkliche, Blau begleitete uns den ganzen Tag lang. Der Tag stand ganz im Zeichen der Störche und mit ihrem Geklapper. Schon als wir aus Trujillo losfuhren, galt unser letzter Blick den Störchen auf den Kirchtürmen der Stadt. Unser Ziel des Tages war ein mystischer Ort: Malpartida de Cáceres. Verwitterte runde Granitblöcke bildeten mit einem kleinen (schon seit der Antike bestehenden) Stausee eine faszinierende Landschaft. Und überall waren Störche! Man hatte ihnen bereits dicht beieinander stehende Nisthilfen in das mystisch wirkende Land gesetzt. Aber auch auf den höchsten Steinen sahen wir ihre Nester. Und nicht nur da. Auch ein Kunstwerk von Wolf Vostell stand im wahrsten Sinne des Wortes hoch in der Gunst der Störche. Statt Fluxus ist es wohl nun Gebrauchskunst, meinte A. Beim Kaffee in der Nachmittagssonne konnten wir das Kunstwerk mit Störchen betrachten und darüber nachdenken, warum Wolf Vostell diesen Ort entdeckte und zu seiner zweiten Heimat machte.

 

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 Skyline der mittelalterlichen Stadt Trujillo in der Morgensonne. (Foto: Andreas Bauer)

 

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Nisthilfen für die zahlreichen Störche in der Umgebung von Malpartida de Cáceres. (Foto: Andreas Bauer)

 

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Mystische Landschaft am historischen Stausee von Los Barruecos, in der Nähe von Malpartida de Cáceres.

 

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Skulptur Warum dauerte der Prozess zwischen Pilatus und Jesus nur 2 Minuten? von Wolf Vostell aus dem Jahr 1996, im Garten des Museo Vostell Malpartida.

 

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 Störche nutzen alle freien Plätze auf der Installation von Wolf Vostell.

 

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Blick auf die historische Staumauer und das Museum von Wolf Vostell.

 

 

 

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Die kleine Stadt Luckenwalde am Rande des Flämings war einmal ein Zentrum der Textilindustrie, einige Fabriken waren spezialisiert auf die Herstellung von Hüten. In den 1920er Jahren war Luckenwalde für wenige Jahre auch ein Zentrum für neues Bauen: Wohnsiedlungen entstanden, ein Stadttheater, eine Doppelvolksschule, ein Stadtbad – und ein legendäres Industriebauwerk, die Hutfabrik, entworfen vom Architekten Erich Mendelsohn. Mendelsohn ist berühmt für seinen Einsteinturm in Potsdam. Er selbst soll der Hutfabrik eine viel größere Bedeutung in seinem Schaffen eingeräumt haben als dem Einsteinturm. Gebaut wurde die Hutfabrik von 1922 bis 1923. Sie ist ein herausragendes Beispiel der expressionistischen Architektur in Deutschland. Herausragend – und doch verlassen. Nicht mehr verfallen, Gott sei Dank. Jetzt gab es es die Möglichkeit, für wenige Tage, im Rahmen einer Kunstausstellung der GEDOK, die Fabrikhallen zu besichtigen. (Dank an die Künstler und Kunstförderer, die dieses möglich machten. Sie selbst nahmen es gelassen hin, dass die Besucher strömten, um einen Blick in die beeindruckenden Hallenkonstruktionen zu werfen und die ausgestellte Kunst eher am Rande wahrnahmen.)
Der Hut, das besonders hoch aufragende Dach der Färbereihalle, sitzt wieder so wie es Mendelssohn geplant hatte. Die denkmalgerechte Sanierung der Hallen scheint für uns Laien bis auf einige Details fertig zu sein. Aber was gibt es zur weiteren Nutzung zu sagen? Oder was passiert mit den anderen Gebäuden, die zur Hutfabrik gehören? Allen Beteiligten scheint die Puste ausgegangen zu sein, trotz vieler Fördermillionen von Bund und Land. Nun bleibt nur der Traum von einer Ausstellungshalle zur Architektur der Weimarer Republik im Land Brandenburg.

 

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Mittlerer Teil der Hutfabrik, die Färbereihalle mit der charakteristischen Hutform.

 

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Im Inneren der vierschiffigen Haupthalle.

 

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Das Kessel- und Maschinenhaus ist nur noch eine Ruine. Teile, die sich direkt neben den denkmalgeschützten und sanierten Hallen befinden, sind abgebrannt.

 

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Im Inneren des Kessel- und Maschinenhauses.

 

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Detail der neuen Bauunterlagen.

 

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Es war einmal eine Hutfabrik – vielleicht wird es eines Tages eine überzeugende Nutzung geben.

 

 

 

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Potsdam wird immer goldener. In regelmäßigen, zwar größeren, Abständen kommt in dieser Stadt wieder etwas Goldenes dazu. Die Figuren auf den Kuppeln der barocken Gebäude wie die Fortuna, die Caritas oder der Atlas, glänzen und strahlen mit frischem Blattgold. Der sitzende Buddha auf dem Chinesischen Teehaus wird blass dagegen. Nun haben wir sogar wieder eine riesige goldene Krone im Stadtbild, vergittert zwar, aber auch sie hat eine gewisse Strahlkraft auf die Potsdamer. Diese Krone aus der Zeit des preußischen Königs Friedrich Wilhem I. ist Bestandteil der rekonstruierten Wetterfahne der Garnisonkirche (siehe erstes Foto). Und auch das Neue Palais – ziemlich am Ende der Stadt – hat seit einiger Zeit die drei Grazien in Gold zurück und auch sie müssen sie tragen, die goldene Krone aus glorreichen preußischen Zeiten. (Jahrzehntelang taten sie das nur in Kupfergrün.) Aber bei leuchtenden Denkmälern aus der neueren Potsdamer Geschichte hat die Stadt Probleme. Mit „leuchtend“ meine ich nicht nur den oberflächlichen Glanz, sondern gerade auch die Ideen, die der jeweilige Künstler mit seinem Werk verdeutlichen wollte. Einige dieser Installationen und Skulpturen, die Potsdam auch ganz gut zu Gesicht standen, sind bereits in der Versenkung verschwunden. Oder man überlegt, an welchem Ort man sie nach der baldigen Demontage schamhaft verstecken könnte. Eine dieser betroffenen Arbeiten ist noch fest verankert mit dem Bauwerk, für das es geschaffen wurde. Zwar wird es bereits durch Baustellen, Container, Schutt und wild sprießende Essigbäume beeinträchtigt – aber die Diskussion über das von Fritz Eisel in den 1960er Jahren  geschaffene vielteilige Glasmosaik „Der Mensch bezwingt den Kosmos“ ist durch einen Artikel in den PNN wieder neu entfacht worden. Ich hoffe darauf, dass zumindest klar wird, dass auch Denkmäler aus der jüngeren Vergangenheit erstrahlen müssen, um auch durch ihre Strahlkraft zum differenzierten und abwechslungsreichen Stadtbild beitragen zu können.

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Im Vordergrund: Rekonstruktion der Wetterfahne, die sich auf der Spitze des Turms der Garnisonkirche befand. Im Hintergrund: Teil des Glasmosaiks aus den 1960er Jahren von Fritz Eisel. (Foto Andreas Bauer)

 

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Atlas – eine mythologische Figur. Auf seinen Schultern hält Atlas die Welt.

 

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Wiederaufbau der drei Grazien, die die Krone halten.

 

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Teil des Glasmosaiks, das sich am Gebäude des Potsdamer Rechenzentrums befindet. (Foto: Andreas Bauer)

 

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Drei der 18 gestalteten Felder des Glasmosaiks. (alle drei Fotos: Andreas Bauer)

 

 

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