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Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.

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2007

Eigentlich braucht man es nicht mehr zu erwähnen. Der Frühling war zu heiß und der Sommer war zu heiß und zu trocken. Bevor die Hitze so richtig einsetzte, beschlossen wir im März unseren Urlaub im Sommer in Südfrankreich und Nordspanien zu verbringen. Carcassonne und Bilbao sollten zwei Orte sein, die wir entdecken wollten. Und auch eine Wanderung durch die Picos de Europa, ein malerisches, spanisches Hochgebirge, wollten wir machen. Die Pensionen und Zeltplätze waren geplant und gebucht und die Reiseroute festgelegt, so dass es auch viel zu fotografieren geben würde. Aber dann kam die Hitze und A. hatte einen schweren, unverschuldeten Fahrradunfall und wir beschlossen, noch einmal nach Skandinavien zu fahren. Temperaturen unter 20 Grad, bedeckter Himmel und auch mal Regen, grüne Wiesen, schneebedeckte Berge und Gletscher, das lockte uns nach Norwegen. Neben der Natur hatte ich nur den großen Wunsch, das Roald-Amundsen-Museum in Oslo zu besuchen.

In Norwegen dann, war das Wetter so wechselhaft, und auch so regnerisch, dass wir das eine oder andere Mal das Zelt gegen eine kleine Hütte tauschen mussten. Wir fanden das nicht schlimm. In Oslo besuchten wir drei der vier großen Entdecker- und Schifffahrtsmuseen. Dort konnte man die Originalschiffe von Fridtjof Nansen, Roald Amundsen und Thor Heyerdahl besichtigen. Die Gjøa und die Fram durfte man genauestens erkunden. Das Kon-Tiki-Floß konnte man natürlich nicht betreten. Der Tag in diesen Museen war ein großartiger Tag. Als Jugendliche habe ich viele Bücher über die Entdeckungen der Welt gelesen. Zum damaligen Zeitpunkt hätte ich mir nicht vorstellen können, dass ich eines Tages einmal an Bord der Fram stehen würde oder in die Lagerräume des Schiffes hinuntersteigen könnte und die Kajüten der Polarforscher sehen würde.

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Landschaft unterhalb der Gletscher des Briksdalen. (Foto: Christina Hanck)

 

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Der Gletscher Briksdalsbreen ist ein Seitenarm des Jostedalsbreen und befindet sich im nördlichen Teil des Briksdalen. (Foto: Christina Hanck)

 

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Rentiere im Jotunheimen Nationalpark. (Foto: Andreas Bauer)

 

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Diorama im Frammuseum Oslo: Überwinterung der Mannschaft rund um den Polarentdecker Roald Amundsen in der Antarktis. Die Vorräte werden von der Fram gebracht. Der Wettlauf zum Südpol beginnt. (Foto: Andreas Bauer)

 

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Blick auf die Gjøa im Frammuseum. Die Gjøa war das Schiff, mit dem Roald Amundsen 1906 die Nordwestpassage bewältigte. (Foto: Christina Hanck)

 

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Der Laderaum der Fram mit den Vorräten für die Bezwingung des Südpols. (Foto: Christina Hanck)

 

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Amundsen hielt viele Vorträge und hatte Kontakte zu Sponsoren, um seine Reisen finanzieren zu können. (Foto: Christina Hanck)

 

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Das berühmte Floß Kon-Tiki, mit dem Thor Heyerdahl und seine Mannschaft 1947 den Pazifik überquerten. (Foto: Christina Hanck)

 

Mit diesen Bildern im Kopf fuhren wir weiter an den Fjorden entlang in Richtung des Atlantiks. Dort kreuzten allerdings nur riesengroße Kreuzfahrtschiffe unseren Blick. Diese Reisenden beneideten wir nicht, während wir die Einsamkeit auf der kleinen Insel Runde genossen.

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Blick in der Geirangerfjord. Eines der beliebtesten Ziele für die Kreuzfahrtschiffe. Tausende von Passagieren strömen gleichzeitig in den kleinen Ort Geiranger, der normalerweise knapp 250 Einwohner hat. (Foto: Andreas Bauer)

 

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Auf der kleinen Insel Runde, nördlich von Bergen, an der Atlantikküste. (Foto: Andreas Bauer)

 

 

 

 

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1980

Ich werde seit einiger Zeit angesprochen, ob ich nicht einmal wieder etwas Neues in meinem Blog schreiben kann. Ich nehme einen Jahresrückblick als Anlass. Das Jahr ist fast vergangen. Es ist so viel passiert auf dieser schrecklich-schönen Welt. Optimistisch zu bleiben, fällt nicht leicht. Doch hier ist der Platz für einige persönliche Erinnerungen an Orte irgendwo.

Ich bin nicht gerade der Pippi-Langstrumpf-Typ. Auch andere Figuren, die Astrid Lindgren geschaffen hat, kenne ich nicht besonders gut. Und trotzdem hat sich vor mehr als 15 Jahren eine schwedische, sehr geheimnisvolle Welt für mich geöffnet. Mein bester „Bekannter“ in Schweden war Kurt Wallander, ein (fiktiver) Kriminalbeamter aus Ystad, Schweden. Es gibt auch noch ein paar andere Menschen in Schweden, die ich ganz gut zu kennen glaube, weil mir der schwedische Schriftsteller Henning Mankell eine Menge von ihnen erzählt hat. Seine Schilderungen machten mich neugierig und so reiste ich bereits kurz nach der Jahrtausendwende das erste Mal in meinem Leben nach Schweden. Auf einem Weg, den mir meine, in Rostock aufgewachsene, Mutter, schon so viele Male beschrieben hatte. In Rostock-Überseehafen fährt man mit dem Auto auf die Fähre und nach sechs Stunden friedlicher Ostseeüberfahrt kommt man in Trelleborg, 50 km entfernt von Ystad, an. So einfach ist es. Und auch noch in Ruhe frühstücken kann man, mit Blick auf das Meer.

Bei der ersten Fährüberfahrt hatte ich Mankells Krimis im Gepäck, die die bereits auf Deutsch erschienen waren. Beim Lesen des ersten Buches war mir die Detailgenauigkeit der Beschreibungen von Örtlichkeiten und Landschaften aufgefallen und das machte mich einfach neugierig. Ich wollte Ystad, den Hauptschauplatz der Krimis, sehen und den Hafen, das Meer, die einsame schonische Landschaft, die Menschen, kennenlernen. Ein Freund war ebenso begeistert von der Idee auf den Spuren von Kurt Wallander zu reisen, so dass wir dann insgesamt dreimal gemeinsam zu verschiedenen Jahreszeiten Ystad und die Umgebung fotografisch erkundeten und mit den Bildern ein kleines Foto-Reisebuch machten. Das war ein etwas düsteres und einsames Schweden, das sich in meiner Erinnerung breit machte. Verstärkt wurde es in den letzten Jahren durch all die schwedischen Krimis, die ich las oder durch die zahlreichen Filme. Nordic noir ist inzwischen ein eingeführter Begriff für all dies.

Aber auf diese Art und Weise lernte ich das Land bis in den hohen Norden kennen. Zumindest literarisch und filmisch. Gesellschaftliche Probleme im Krimi ansprechen, das gelingt schwedischen Autoren wohl besonders intensiv. Sie sind starke Botschafter ihres Landes.

Aber neben meiner Leidenschaft für gute Krimis gibt es auch noch eine spezielle Verbundenheit zur Natur. Wer kennt sie nicht, diese Sehnsucht im Herbst, wenn die Tage langsam trübe werden, mit den Zugvögeln in Richtung Süden zu verschwinden. In meiner Brandenburger Heimat (und auch in Mecklenburg) sammeln sich im Oktober Tausende von Kranichen. Nach dieser Rast, u.a. auf abgeernteten Maisäckern fliegen sie weiter nach Frankreich und Spanien. Dort überwintern sie, um sich dann im zeitigen Frühjahr wieder auf den Weg in den Norden zu machen. In den vielen Feuchtgebieten in Schweden, Norwegen und Finnland finden die Kraniche ideale Bedingungen um ganz zurückgezogen ein Nest zu bauen, zu brüten und um auf naturbelassenen Wiesen die Jungen groß zu ziehen. Zwischen Wiederkehr und Brut gibt es jedoch einen Höhepunkt im Leben vieler Kranichpaare. Sie kommen Ende März an den kleinen Hornborgasjön bei Lidköping und tanzen dort. Sie balzen, sie fressen, sie festigen die Beziehungen zu ihrem lebenslangen Partner und für die Jungvögel ist es der Ort der Brautschau. Die Schweden lieben diesen Platz Trandansen, an dem man das Spektakel Tausender Zugvögel beobachten kann. Nicht nur Kraniche trompeten dort, auch Singschwäne, Gänse und Kiebitze rasten dort. Dieses Jahr zu Ostern erfüllten wir uns den Traum, einmal beim Tanz der Kraniche dabei zu sein. Eine gemütliche Ferienwohnung war in der Nähe vom Berg Kinnekulle und dem Vänernsee schnell gefunden, die Fährfahrt gebucht und die Fototechnik gepackt.

Und dann überraschte uns Schweden Ende März mit einem faszinierenden Winter. Der Himmel strahlte blau, viele Gegenden waren noch verschneit und die kleineren Seen komplett zugefroren. Aber die Vögel ließen sich davon nicht abhalten. Am Ufer des Hornborgasjön hielten sich Tausende von Vögeln auf und wir machten wunderbare Spaziergänge am Seeufer, genossen die klare und weite Sicht und schätzten die Einsamkeit der Nationalparks in der Nähe des Vänernsees. Ein bißchen bekam ich auch wieder die Lust auf einen guten schwedischen Krimi, beim Anblick der einsamen Hütten und Ferienhäuser an den Seen. Und so war es eigentlich kein Wunder, dass nach vier Tagen Vogelbeobachtung und Natur unser letzter Abstecher vor der Heimfahrt nach Ystad führte, in die Gassen der Altstadt und auf ein Stück Kuchen und einen Kaffee in die berühmte Fridolfs Konditori, die durch Henning Mankells Kurt Wallender unsterblich bleiben wird.

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Einsame Winterlandschaft in Südschweden. Foto: Christina Hanck

 

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Vogelrastplatz Hornborgasjön in Schweden. Foto: Christina Hanck

 

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Rast der Kraniche am Hornborgasjön. Foto: Andreas Bauer

 

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Tanz der Kraniche am Hornborgasjön. Foto: Andreas Bauer

 

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Altstadt von Ystad in Südschweden. Foto: Christina Hanck

 

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Berühmtestes Café von Ystad. Foto: Christina Hanck

 

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Freitag, 4. August 2017

Nachdem wir gestern den ganzen Tag gepackt haben, die Wohnung aufgeräumt haben, ging es nun endlich heute morgen los. Von Hirtshals (im nördlichsten Teil Dänemarks) würde die Fähre am Samstagnachmittag zu den Färöer Inseln und Island abfahren. Das ist von Potsdam mehr als 700 km entfernt. Und so planten wir einen Zwischenstopp in Dänemark ein, in einer kleinen Pension Holm Molle inmitten einer hügeligen Landschaft und abgeschiedenen Gegend. Am Nachmittag, nach endloser Autobahnfahrt, waren wir endlich in einer Gegend in Dänemark, wo es ganz gemütlich zu ging. Wahrscheinlich gibt es sogar viele solcher kleinen Städtchen. Unsere Premiere in Sachen Dänemark war das Städtchen Haderslev. Wobei der Ort auch sehr lange zu Schleswig-Holstein gehörte und teilweise eine deutsche Vergangenheit hat. Der Wind blies sehr stark von See. In der Innenstadt gab es viele Geschäfte mit einem unglaublich schönen Designangebot. Wir entschieden uns, dass wir das alles nicht brauchen und machten uns auf den Weg weiter in Richtung Norden.

 

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Die Pension Holm Molle, ein größerer roter Backsteinbau erschien uns ein bißchen wie das Paradies. Ein großer Garten umgab das Anwesen und um den Garten gab es sehr viel Natur, ein Wechsel aus einem schnell fließenden Bach, kleinen Fischteichen und einer riesengroßen Feuchtwiese, durch die sich der Bach in seinem ganz natürlichen Lauf schlängeln konnte. Kleine Brücken, Stege und Inseln auf dem Rundweg erlaubten Ausblicke in diese urwüchsige Idylle. Das Grün war üppig und scheinbar menschenleer. Es regnete zwar. Aber das verstärkte nur den Eindruck eines Urwaldes. Nach der langen Fahrt machten wir einen langen Spaziergang und fotografierten schon sehr viel.

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Sonnabend, 5. August 2017

Wir haben gut geschlafen. Die Geister der grönländischen Inuit wohnten in unserem Zimmer und ließen mich traumlos und tief schlafen. Direkt neben meinem Bett stand eine etwa 10 cm große Figur aus Stein. Ein dick vermummelter Inuit vor zwei erlegten Robben. Die Kleinplastik war stark vereinfacht, aber trotz aller Abstraktion war alles genau zu erkennen. Unser Zimmer war mit kleinen Kunstwerken geschmückt. Figuren und Bücher, die sich mit Grönland beschäftigten, zeigten einen ganz besonderen Geschmack der Hausherren, einem älteren Ehepaar.

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