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Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.

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Die kleine Stadt Luckenwalde am Rande des Flämings war einmal ein Zentrum der Textilindustrie, einige Fabriken waren spezialisiert auf die Herstellung von Hüten. In den 1920er Jahren war Luckenwalde für wenige Jahre auch ein Zentrum für neues Bauen: Wohnsiedlungen entstanden, ein Stadttheater, eine Doppelvolksschule, ein Stadtbad – und ein legendäres Industriebauwerk, die Hutfabrik, entworfen vom Architekten Erich Mendelsohn. Mendelsohn ist berühmt für seinen Einsteinturm in Potsdam. Er selbst soll der Hutfabrik eine viel größere Bedeutung in seinem Schaffen eingeräumt haben als dem Einsteinturm. Gebaut wurde die Hutfabrik von 1922 bis 1923. Sie ist ein herausragendes Beispiel der expressionistischen Architektur in Deutschland. Herausragend – und doch verlassen. Nicht mehr verfallen, Gott sei Dank. Jetzt gab es es die Möglichkeit, für wenige Tage, im Rahmen einer Kunstausstellung der GEDOK, die Fabrikhallen zu besichtigen. (Dank an die Künstler und Kunstförderer, die dieses möglich machten. Sie selbst nahmen es gelassen hin, dass die Besucher strömten, um einen Blick in die beeindruckenden Hallenkonstruktionen zu werfen und die ausgestellte Kunst eher am Rande wahrnahmen.)
Der Hut, das besonders hoch aufragende Dach der Färbereihalle, sitzt wieder so wie es Mendelssohn geplant hatte. Die denkmalgerechte Sanierung der Hallen scheint für uns Laien bis auf einige Details fertig zu sein. Aber was gibt es zur weiteren Nutzung zu sagen? Oder was passiert mit den anderen Gebäuden, die zur Hutfabrik gehören? Allen Beteiligten scheint die Puste ausgegangen zu sein, trotz vieler Fördermillionen von Bund und Land. Nun bleibt nur der Traum von einer Ausstellungshalle zur Architektur der Weimarer Republik im Land Brandenburg.

 

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Mittlerer Teil der Hutfabrik, die Färbereihalle mit der charakteristischen Hutform.

 

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Im Inneren der vierschiffigen Haupthalle.

 

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Das Kessel- und Maschinenhaus ist nur noch eine Ruine. Teile, die sich direkt neben den denkmalgeschützten und sanierten Hallen befinden, sind abgebrannt.

 

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Im Inneren des Kessel- und Maschinenhauses.

 

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Detail der neuen Bauunterlagen.

 

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Es war einmal eine Hutfabrik – vielleicht wird es eines Tages eine überzeugende Nutzung geben.

 

 

 

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Das neue Landtagsschloss ist fertig, fast termingerecht, fast im Kostenrahmen. Am Sonnabend, den 18. Januar, ging über Potsdam eine leuchtende Wintersonne auf. Über den Alten Markt wehte der Klang der Blechbläser, die auf den Stufen der Nikolaikirche standen, und den Eröffnungsgottesdienst für den Landtag ankündigten. Am Tage standen die Menschen Schlange, um das Innere zu besichtigen. Um kurz nach 16 Uhr hatte sich die Menschenmenge so weit aufgelöst, dass ich, neben einigen anderen Besuchern, sofort meine Einlasskarte erhielt. Wie schön! Natürlich war es im Inneren gut gefüllt. Natürlich war das Innere sehr schlicht, neu und nur funktional. Aber die Büros der Abgeordneten standen ebenso weit offen wie der Plenarsaal, und man konnte mit den Politikern, wenn man es wollte, ins Gespräch kommen, oder nur einfach die Couch einsitzen und einen Kaffee trinken. Manche Abgeordnete hatten zwischen das ganze Weiß schon Lieblingsbilder gehängt. Bei der SPD sah ich ein Foto des Gitarre spielenden Willi Brandt. Zurück, vor dem Fortuna-Portal, da gab es Glühwein und Bratwurst und ein wenig Filmdrohne des RBB. Ja, es ist noch ungewohnt, so ein belebter Alter Markt. Ich würde es schade finden, wenn das Gebäude der Fachhochschule abgerissen wird. Neben den Museen, den Touristen, den Abgeordneten, macht es sich doch gut, auch die Studenten auf dem Alten Markt zu behalten. Selbst der Architekt des Landtages, Peter Kulka, könnte sich ein saniertes Beispiel DDR-Architektur am historischen Platz vorstellen. Aber die Barockisierung der Innenstadt wird sich wohl nicht aufhalten lassen. Immerhin spielt die Kunst am Bau des Landtagsschlosses auf ironische Weise mit der neugeschaffenen „Erinnerungsarchitektur“.

 

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Morgensonne am neuen Landtag und der Nikolaikirche.

 

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 Blaue Stunde vor dem Fortuna-Portal des neu eröffneten Landtages.

 

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 Flugkörper am Landtag: Drohne mit einer Kamera.

 

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Kunst am Bau: Das ist kein Schloss. Von Anette Paul aus Potsdam.

 

 

 

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An einem roh wirkenden Gebäude aus Beton in Berlin-Adlershof, entdeckte ich diese Treppe nach oben. Durch einen leichten Dreh beim Fotografieren entschwindet die Tür am Ende der Treppe und übrig bleibt der Weg nach OBEN. Das Bauwerk selbst ist der sogenannte Trudelturm, ein technisches Denkmal aus der Luftfahrtforschung, gebaut in den 1930er Jahren.

 

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Der Blick zur Decke in einem alt-ehrwürdigen Bahnhofsgebäude wird oft durch beeindruckende Aussichten belohnt. Kuppeln, die eher an Kathedralen erinnern oder an Theater, sind das Herzstück solcher Profanbauten, neben den filigran überdachten Bahnsteigen. Diese Bahnhofshalle erinnert sogar an das antike römische Pantheon, zumindest was die farbige Struktur der Kuppel betrifft. Die alltägliche Nutzung der Bahnhofshalle wird geradezu demonstriert durch die Lampe, die wie eine überdimensionale Diskokugel aussieht, und mehrere dramatisch wirkende Schatten wirft. Das ist ein beeindruckender architektonischer Kontrast. Das Lichtspiel ist im Bahnhofsaal des Bahnhofs Basel Bad zu entdecken.

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Ein äußerst geschichtsträchtiger Bahnhof, der auch heute noch die Merkwürdigkeiten kleiner und großer Grenzverläufe zeigt, ist der Bahnhof außerdem. So liegt der Bahnhof Basel Badischer Bahnhof zwar auf schweizerischem Territorium, gehört aber der Deutschen Bahn. Staatsverträge regeln nach wie vor die Vorgehensweise für Zoll, Polizei, Güterverkehr usw. zwischen der Schweiz und Deutschland. Zwischen 1933 und 1945 gab es strenge Kontrollen und Regelungen von deutscher Seite aus. „Der Verkehr zwischen Weil am Rhein und Lörrach wurde über die sogenannte Umgehungsbahn auf deutschem Gebiet umgeleitet, die Züge zur Hochrheinbahn verkehrten ohne Halt auf den Gütergleisen hinter der Haupthalle des Badischen Bahnhofs. Dabei mussten Fenster und Türen geschlossen bleiben, und während der Durchfahrt durch die Schweiz wurde der Zug von SS-Wachen begleitet, nachdem es auf Schweizer Gebiet mehrfach zu Fluchtversuchen gekommen war.“ (Wikipedia) Ein bißchen erinnert mich das an die anachronistischen Zustände des Bahnhofs Friedrichstraße während des Kalten Krieges und bis zur Maueröffnung. Der Beförderungsalltag musste weitergehen, egal welche Gesellschaftssysteme sich gegenüberstanden. Echte (hundertprozentige) Grenzen ließen und lassen sich wohl nicht so einfach in Europa verwirklichen. Es sei denn, man kappt die komplette urbane Infrastruktur.

 

 

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