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Geschichten über Bilder, die irgendwann irgendwo s o n s t entstanden sind.

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Da der Frühling, das Frische, Grüne, heute noch immer nicht zu sehen war, widmeten wir uns einem Projekt, das eher in eine zurückgezogene, nachdenkliche Zeit gehört. Der ehemalige Friedhof der Kirche von Caputh bei Potsdam ist schon vor vielen Jahren aufgelassen worden. Da sich gegenüber der Kirche das von Touristen oft besuchte Schloss Caputh befindet, kommt es vor, dass einige von ihnen auch den kleinen Kirchpark besuchen und einige der verbliebenen Grabmäler sehen. Aus diesem Grund sollen ein paar Informationen bereitgestellt werden. Für einen Flyer wollten wir diese Grabmäler und Gedenktafeln fotografieren. Neben der Familiengrabstätte der Adelsfamilie von Thümen gibt es u. a. einen Gedenkstein in der Nähe der Kirche mit einer ganz besonders tragischen Geschichte, wie mir der Pfarrer der Gemeinde erzählte. Das Ehepaar Haken hat am 24. April 1945 Selbstmord begangen. Sie haben ihre vier Kinder mit aus dem Leben gerissen. Die beiden älteren Töchter waren zu diesem Zeitpunkt 15 und 13 Jahre alt, die beiden Jungs waren 9 und 6 Jahre alt. Was mag in den Eltern während der letzten Minuten ihres Lebens vorgegangen sein? War es Angst vor der nahenden Roten Armee? Waren beide (promovierte Mediziner) vielleicht überzeugte Nationalsozialisten, die ihr Leben und das ihrer Kinder wie ein Kartenhaus zusammenstürzen sahen? Ich weiß es nicht. Die Inschrift auf dem rauhen Stein ist schon sehr verwittert. Die Namen und die Geburtsdaten sind kaum zu lesen. Mit Wasser und einem mitgebrachten Lappen haben wir versucht, die Farbe (und somit den Kontrast zwischen Schrift und Stein) etwas zu verstärken. Das Bild wird vielleicht die Abbildung zu der Geschichte, die sich hinter diesem Grabstein verbirgt.

 

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Menschen zu fotografieren ist nicht meine Stärke. Trotzdem habe ich es dieses Mal gewagt. Wagen müssen. Noch kurz vor Ostern, und gleich heute, besuchten uns im Berufsbildungswerk zwei Mitglieder des Deutschen Bundestages, zwei Frauen wohlgemerkt. Beide wollten unser Haus kennenlernen, d. h. bestimmte Ausbildungsbereiche wie die Holz- und Metallbearbeitung oder den Bereich Druck und Medien. In den Werkstätten herrscht (fotografisch gesehen) schwieriges, punktuelles Kunstlicht vor. Draußen, beim Spaziergang über das Gelände, war es grau, teilweise schneite es sogar. Also Lichtverhältnisse, die ich nicht so sicher beherrsche. Schwierig natürlich auch, dass sich die Menschen ständig bewegen und man als Fotografin eher vorsichtig aus dem Hintergrund agieren muss. Aber ich hatte Glück: Beide Frauen, Andrea Voßhoff und Cornelia Behm (ich mache jetzt keine Parteienwerbung), waren (scheinbar) ohne Stress ganz auf die Jugendlichen eingestellt. Beide nahmen sich mehr Zeit als ich erwartet hatte, ließen sich von den Jugendlichen in Ruhe verschiedene handwerkliche Arbeitsgänge vormachen und erklären – und was für mich als Amateurfotografin sehr gut war – sie waren ruhig genug und konnten gelassen  Kameras aushalten. Die ausgestrahlte Empathie einzufangen war dann also gar nicht so schwer.

 

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Andrea Voßhoff (MdB), März 2013, Berufsbildungswerk Potsdam

 

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Cornelia Behm (MdB), April 2013, Berufsbildungswerk Potsdam

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